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§ 251 Abs. 2 BGB stellt eine Ersetzungsbefugnis des Schuldners dar, wenn der Schaden nach § 249 BGB unverhältnismäßig wäre. Dabei kommt es auf eine umfassende Interessenabwägung an. vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 |
Rn. 9-88 | Zitat (BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15) ein-/ausblenden "aa) Der zum Schadensersatz Verpflichtete hat dem Geschädigten gemäß § 249 Abs. 1 BGB vollständige Restitution zu leisten. Im Fall der Verletzung einer (Person oder Beschädigung einer Sache - entsprechend ist die Verletzung eines Tieres zu behandeln (vgl. § 90a Satz 3 BGB) - kann der Geschädigte statt der Herstellung den dazu erforderlichen Geldbetrag verlangen (§ 249 Abs. 2 BGB). Nach § 251 Abs. 2 Satz 1 BGB kann der Ersatzpflichtige allerdings den Gläubiger in Geld entschädigen, wenn die Herstellung nur mit unverhältnismäßigen Aufwendungen möglich ist. Diese Ersetzungsbefugnis kann der Schuldner auch gegenüber dem Zahlungsanspruch aus § 249 Abs. 2 BGB geltend machen (vgl. Senatsurteile vom 8. Dezember 1987 - VI ZR 53/87, BGHZ 102, 322, 330 und vom 23. Mai 2006 - VI ZR 259/04, VersR 2006, 1076 Rn. 27, beide mwN). Sie ist eine besondere Ausprägung von Treu und Glauben und begrenzt die Ersatzpflicht unter dem Gesichtspunkt der Zumutbarkeit (vgl. Senatsurteile vom 3. Dezember 1974 - VI ZR 1/74, BGHZ 63, 295, 298 f.; vom 13. Mai 1975 - VI ZR 85/74, VersR 1975, 1047; vom 9. Dezember 2008 - VI ZR 173/07, VersR 2009, 408 Rn. 14; BGH, Urteile vom 24. April 1970 - V ZR 97/67, NJW 1970, 1180, 1181; vom 26. Oktober 1972 - VII ZR 181/71, BGHZ 59, 365, 368; vom 27. November 2009 - LwZR 11/09, NZM 2010, 442 Rn. 21; vom 4. April 2014 - V ZR 275/12, BGHZ 200, 350 Rn. 43). Die Zumutbarkeitsgrenze ist durch eine Güter- und Interessenabwägung zu ermitteln (vgl. Senatsurteil vom 3. Dezember 1974 - VI ZR 1/74, aaO, 299; BGH, Urteil vom 24. Mai 2007 - IX ZR 142/05, VersR 2008, 218 Rn. 25), bei der auch andere Umstände als das reine Wertverhältnis zu berücksichtigen sind (BGH, Urteile vom 2. Oktober 1987 - V ZR 140/86, NJW 1988, 699, 700 und vom 27. November 2009 - LwZR 11/09, aaO)." vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 (externer Link) | Rn. 9-89 |
Nach § 251 Abs. 2 S. 1 BGB kann in allgemeinen Fällen der Geschädigte nur den Wert verlangen und nicht den Betrag, der noch verhältnismäßig wäre. Eine Ausnahme dazu gilt nach § 251 Abs. 2 S. 2 BGB nur bei der Verletzung von Tieren. vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 |
Rn. 9-90 | Zitat (BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15) ein-/ausblenden "Grundsätzlich kann bei unverhältnismäßigen Wiederherstellungskosten für Sachen, in den Fällen, in denen sich kein den Schädiger treffendes Prognoserisiko verwirklicht, der Geschädigte nur den Wert ersetzt verlangen und nicht einen Betrag in Höhe der noch verhältnismäßigen Wiederherstellungskosten (vgl. Staudinger/Schiemann, BGB, Neubearb. 2005, § 251 Rn. 25 f.; Palandt/ Grüneberg, BGB, 74. Aufl., § 251 Rn. 9; zu § 249 BGB vgl. Senatsurteile vom 20. Juni 1972 - VI ZR 61/71, NJW 1972, 1800, 1801; vom 15. Oktober 1991 - VI ZR 67/91, BGHZ 115, 375, 380; vom 14. Dezember 2010 - VI ZR 231/09, VersR 2011, 282 Rn. 12 mwN; zur Unverhältnismäßigkeit von Mängelbeseitigungskosten vgl. BGH, Urteil vom 4. April 2014 - V ZR 275/12, BGHZ 200, 350 Rn. 37)." vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 (externer Link) | Rn. 9-91 |
Die Beurteilung, ob die voraussetzungen des § 251 BGB vorliegen, ist Angelegenheit des Tatrichters. Überprüfbar ist dies nur darauf, ob der Tatrichter die Anknüpfungspunkte vollständig und richtig angewendet wurden. vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 |
Rn. 9-92 | Zitat (BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15) ein-/ausblenden "bb) Die Beurteilung, ob danach die Voraussetzungen des § 251 Abs. 2 BGB vorliegen, ist in erster Linie Angelegenheit tatrichterlicher Würdigung in Anwendung des § 287 Abs. 1 ZPO (vgl. Senatsurteile vom 17. November 1961 - VI ZR 66/61, VersR 1962, 137, 138; vom 13. Mai 1975 - VI ZR 85/74, VersR 1975, 1047; vom 8. Dezember 1987 - VI ZR 53/87, BGHZ 102, 323, 330; vom 19. Oktober 1993 - VI ZR 20/93, VersR 1994, 64, 65). Revisionsrechtlich überprüfbar ist insoweit nur, ob der Tatrichter erhebliches Vorbringen der Parteien unberücksichtigt gelassen, Rechtsgrundsätze der Schadensbemessung verkannt, wesentliche Bemessungsfaktoren außer Betracht gelassen oder seiner Schätzung unrichtige Maßstäbe zugrunde gelegt hat (st. Rspr., vgl. nur Senatsurteile vom 5. März 2013 - VI ZR 245/11, VersR 2013, 730 Rn. 14 und vom 22. Juli 2014 - VI ZR 357/13, VersR 2014, 1141 Rn. 12, beide mwN)." vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 (externer Link) | Rn. 9-93 |
Bei der Verletzung von Tieren gilt § 251 Abs. 2 S. 2 BGB. Hier kann der Tierhalter bei einer Heilbehandlung nicht nur maximal den Wert des Tieres beanspruchen, sondern hat Anspruch auf eine Zahlung der Höhe, in der die Behandlungskosten noch verhältnismäßig gewesen wären. vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 |
Rn. 9-94 | Zitat (BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15) ein-/ausblenden "c) Der Kläger kann - wie das Berufungsgericht angenommen hat - vom Beklagten gemäß § 249 Abs. 2, § 251 Abs. 2 Satz 2 BGB die als verhältnismäßig erachteten Heilbehandlungskosten seines Hundes verlangen (3.000 €). Insoweit hat der Gesetzgeber mit § 251 Abs. 2 Satz 2 BGB eine Ausnahmeregelung im Sinne von § 90a Satz 3 BGB geschaffen, mit der die Ersetzungsbefugnis des Schuldners nach § 251 Abs. 2 Satz 1 BGB eingeschränkt wird (Erman/ Ebert, BGB, 14. Aufl., § 251 Rn. 2, 25 f.; vgl. auch Bocianiak, VersR 2011, 981, 982; so im Ergebnis - ohne Begründung - OLG München, VersR 2011, 1412) und der geschädigte Tierhalter Wiederherstellung in Höhe der verhältnismäßigen Heilbehandlungskosten beanspruchen kann." vgl. BGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 (externer Link) | Rn. 9-95 |
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