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Die Tiergefahr ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam. Einerseits ist sie erforderlich als haftungsbegründendes Tatbestandsmerkmal nach § 833 BGB, andererseits ist sie für den Fall, dass auch ein Tier des Geschädigten diese Riergefahr realisiert hat, nach §§ 254, 833 BGB haftungsreduzierend.
vgl. OLG Celle, Beschluss vom 17.10.2022 - 14 U 114/22


 Rn.  9-1015


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 Rn.  9-1016

Die Tiergefahr zeichnet sich dadurch aus, dass ein tierischer Natur entsprechendes, unberechenbares, selbständiges Verhalten vorliegt.
vgl. OLG Naumburg, Urteil vom 05.08.2010 - 2 U 39/10


 Rn.  9-1017


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 Rn.  9-1018

Eine mittelbare Verursachung genügt, so z.B. die Reaktion eines Menschen auf tierisches Verhalten.
vgl. OLG Frankfurt am Main, Urteil vom 18.01.2023 - 4 U 249/21


 Rn.  9-1019


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 Rn.  9-1020

Deshalb kann auch schon in der Anwesenheit des Tieres, die auf andere Menschen oder Tiere dadurch wirkt, dass z. B. Angst, Flucht- oder Verteidigungsinstinkte ausgelöst werden, eine Realisierung der Tiergefahr liegen.
vgl. AG Offenbach am Main, Urteil vom 12.05.2014 - 38 C 205/13


 Rn.  9-1021


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 Rn.  9-1022

Das muss aber nciht gelten, wenn allein wegen der (entfernten, dort mehrere zehn-Meter) Anwesenheit eines Tieres das Tier des Geschädigten überreagiert und durch Ziehen am Handgelenk einen Handgelenksbruch verursacht.
vgl. AG Offenbach am Main, Urteil vom 12.05.2014 - 38 C 205/13


 Rn.  9-1023


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 Rn.  9-1024

Keine Tiergefahr liegt vor, wenn das Tier z. B. durch vis absoluta oder menschliche Kontrolle bzw. Steuerung das macht, was es machen muss bzw. sollte. So realisiert sich mangels unberechenbarem, selbständigem tierischen Verhaltens zunächst keine Tiergefahr, wenn ein Pferd nach dem Willen des Reiters gallopiert.
vgl. AG Brandenburg, Urteil vom 17.01.2020, Az. 31 C 278/18


 Rn.  9-1025


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 Rn.  9-1026

§ 833 BGB ist daher nicht anwendbar, wenn ein Hund dem gezielten Kommando eines Menschen gehorcht.
vgl. LG Aachen, Urteil vom 28.02.2012 - 12 O 3/11


 Rn.  9-1027


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 Rn.  9-1028

Eine Mitursächlichkeit des tierischen Verhaltens genügt, damit ein Schaden haftungsrechtlich der Tiergefahr zuzurechnen ist und die Anwendbarkeit von § 833 BGB eröffnet ist.
vgl. AG Brandenburg, Urteil vom 19.08.2019 - 31 C 227/18


 Rn.  9-1029


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 Rn.  9-1030

Solange die Tiergefahr des anderen Tieres mitwirkt, besteht auch eine Haftung, wenn der Geschädigte durch sein eigenes Tier geschädigt wird.
vgl. LG Flensburg, Beschluss vom 23.04.2013, Az.1 S 169/12


 Rn.  9-1031


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 Rn.  9-1032

Da eine Mit- oder mittelbare Verursachung des tierischen Verhaltens genügt, kann die Tiergefahr auch dann haftungsbegründend sein, wenn zwischenzeitig der unmittelbare Kausalverlauf unterbrochen bzw. beendet scheint, also z. B. nach Trennen zwei kämpfender Hunde ein Tier seinen Halter beißt.
vgl. OLG Naumburg, Urteil vom 23.04.2014 - 1 U 115/13


 Rn.  9-1033


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 Rn.  9-1034

Da Mittelbarkeit des tierischen Verhaltens ausreicht, wirkt die Tiergefahr noch weiter, wenn zunächst das tierische Verhalten Angst oder Verunsicherung bei einem Reiter auslöst und dieser sodann deshalb stürzt.
vgl. AG Brandenburg, Urteil vom 17.01.2020, Az. 31 C 278/18


 Rn.  9-1035


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 Rn.  9-1036

Bei einer Auseinandersetzung zwischen Tieren kommt es bzgl. der Frage der Tiergefahr nicht darauf an, welches Tier mit der Auseinandersetzung begonnen hat.
vgl. OLG München, Endurteil vom 12.12.2018 - 20 U 1474/18


 Rn.  9-1037


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 Rn.  9-1038

Da sich in einer Hunderangelei bzw. Beißerei die wechselseitige Tiergefahr realisiert, kommt es nicht darauf an, durch welchen der Hunde der Geschädigte verletzt wird. Es hat sich die Tiergefahr aller beteiligter Hunde ausgewirkt.
vgl. OLG München, Endurteil vom 12.12.2018 - 20 U 1474/18


 Rn.  9-1039


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 Rn.  9-1040

Beispiele:


 Rn.  9-1041


Tierart Verhalten Tiergefahr Entscheidung
HundAnwesenheitneinLG Landshut, Endurteil vom 14.07.2020 - 24 O 2722/18 (externer Link)
HundBeißenjaLG Erfurt, Urteil vom 12.05.2015 - 10 O 582/14 (externer Link)
PferdBeißenjaAG Lennestadt, Urteil vom 12.02.1991 - 3 C 582/90 (externer Link)
HundBellenjaOLG Celle, Urteil vom 01.11.2000 - 20 U 11/00 (externer Link)
HundBeteiligung an Rangelei / BeißereijaLG Stade, Urteil vom 06.04.2004 - 4 O 90/03 (externer Link)
HundBeteiligung an Rangelei / BeißereijaOLG Hamm, Urteil vom 10.05.2019 - 9 U 8/18 (externer Link)
HundBeteiligung an Rangelei / BeißereijaLG Landshut, Endurteil vom 14.07.2020 - 24 O 2722/18 (externer Link)
Hund(ausschließlich) Beute eines anderen TieresneinOLG Naumburg, Urteil vom 23.04.2014 - 1 U 115/13 (externer Link)
PferdBuckeln (auch: durch Reitfehler)jaAG Brandenburg, Urteil vom 17.01.2020, Az. 31 C 278/18 (externer Link)
HundDurchfalljaOLG Bamberg, Urteil vom 28.04.2021 - 3 U 272/20 (externer Link)
PferdDurchgehen / ErschreckenjaOLG Celle, Beschluss vom 17.10.2022 - 14 U 114/22 (externer Link)
Hundgehorcht menschlichen KommandosneinOLG Celle – Az.: 20 U 7/18 – Urteil vom 13.08.2018 (externer Link)
HundJagen (spielerisch)jaOLG München, Endurteil vom 23.06.2017 - 10 U 4540/16 (externer Link)
HundKnurrenjaOLG Hamm, Urteil vom 17.10.2011 - I-6 U 72/11 (externer Link)
HundKopf durch Zaun steckenjaBGH, Urteil vom 27.10.2015 - VI ZR 23/15 (externer Link)
HundLaufen zu anderem TierjaLG Flensburg, Beschluss vom 23.04.2013, Az. 1 S 169/12 (externer Link)
HundLaufen auf StraßejaAG Brandenburg, Urteil vom 21.02.2019, Az. 31 C 211/17 (externer Link)
HundLosreißenjaLG Erfurt, Urteil vom 12.05.2015 - 10 O 582/14 (externer Link)
HundPassivitätoffengelassenBGH, Urteil vom 31.05.2016 - VI ZR 465/15 (externer Link)
HundReize in die AußenweltjaOLG Celle – Az.: 20 U 7/18 – Urteil vom 13.08.2018 (externer Link)
HundReize in die AußenweltjaAG Brandenburg, Urteil vom 19.08.2019 - 31 C 227/18 (externer Link)
HundRudelbildung und HerumlaufenjaSaarländisches OLG, Urteil vom 14.07.2005 - 8 U 283/04-60 (externer Link)
PferdScheuenjaSaarländisches OLG, Urteil vom 14.07.2005 - 8 U 283/04-60 (externer Link)
HundSchnappen beim Aufwachen aus VollnarkosejaOLG Celle, Urteil vom 11.06.2012 - 20 U 38/11 (externer Link)
PferdTritt / Austreten / AusschlagenjaOLG Hamm, Urteil vom 06.06.2008 - 9 U 229/07 (externer Link)
HundWeglaufenjaAG Brandenburg, Urteil vom 19.08.2019 - 31 C 227/18 (externer Link)


 Rn.  9-1042