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Wurde ein Verwaltungshelfer tätig, haftet er im Außenverhältnis nicht persönlich, sondern die öffentliche Hand.
vgl. LG Köln, Urteil vom 20.02.2017 - 7 O 165/16


 Rn.  9-81


Zitat (LG Köln, Urteil vom 20.02.2017 - 7 O 165/16) ein-/ausblenden      

"In seinem Anwendungsbereich verdrängt § 839 BGB als vorrangige Spezialregelung konkurrierende Ansprüche aus §§ 823 ff. BGB (BGH 09.10.2014 - III ZR 68/14; BGH 18.12.1972 - III ZR 121/70; BGH 05.07.1990 - III ZR 217/89; BGH 13.12.2012 - III ZR 226/12; BGH 06.03.2014 - III ZR 320/12). Im Rahmen der Haftung nach § 839 BGB tritt gemäß Art. 34 Satz 1 GG - im Wege der befreienden Haftungsübernahme - der Staat beziehungsweise die jeweilige Anstellungskörperschaft als Anspruchsgegner des Geschädigten an die Stelle dessen, der in Ausübung eines ihm anvertrauten öffentlichen Amtes gehandelt hat; in diesem Falle scheidet eine persönliche Haftung des Amtsträgers gegenüber dem Geschädigten aus (BGH 09.10.2014 - III ZR 68/14; BGH 17.02.1983 - III ZR 147/81; BGH 06.07.1989 - III ZR 79/88; BGH 21.01.1993 - III ZR 189/91; BGH 22.06.2006 - III ZR 270/05; BGH 06.03.2014 - III ZR 320/12; BGH 18.02.2014 - VI ZR 383/12)."
vgl. LG Köln, Urteil vom 20.02.2017 - 7 O 165/16 (externer Link)


 Rn.  9-82

Gemäß § 851 BGB gilt eine Leistung aus deliktischer Haftung (auch: StVG) an einen vermeintlichen Gläubiger (z. B. Leasingnehmer) auch gegenüber dem tatsächlichen Eigentümer, wenn der vermeintliche Gläubiger mittelbaren oder unmittelbaren Besitz hatte und der leistende Schuldner (auch: Haftpflichtversicherer) die Nichtberechtigung weder kannte noch hätte erkennen müssen.
vgl. OLG Nürnberg, Endurteil v. 11.06.2024 – 14 U 203/23


 Rn.  9-83


Zitat (OLG Nürnberg, Endurteil v. 11.06.2024 – 14 U 203/23) ein-/ausblenden      

"a) Der Anwendungsbereich des § 851 BGB ist eröffnet.

Bei der Fa. Z. GmbH (Leasingnehmerin) handelte es sich um eine Nichtberechtigte. Insofern wird auf die Ausführungen des Landgerichts Nürnberg-Fürth unter A. IV. 3. der Entscheidungsgründe des Endurteils vom 05.01.2023 (dort Seiten 13-15, Bl. 130 ff. d.A.) Bezug genommen. Die Fa. Z. GmbH hatte die Sache zum Zeitpunkt der Beschädigung auch in Besitz. § 851 BGB gilt sowohl für unmittelbare als auch – entsprechend der Wertung in § 1006 Abs. 3 BGB – mittelbare Besitzer (Saarländisches Oberlandesgericht Saarbrücken, a.a.O., Rn. 74; BeckOGK/Eichelberger, a.a.O., Rn. 25, m.w.N.; Staudinger/Vieweg/Lorz, a.a.O., Rn. 6), so dass es ohne Bedeutung ist, dass die Fa. Z. GmbH als Leasingnehmerin im Zeitpunkt des Schadensereignisses – wegen des unmittelbaren Besitzes des faktischen Fahrzeughalters C. (vgl. A. IV. 3. b) (1) der Entscheidungsgründe des Endurteils des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 05.01.2023, dort Seite 14, Bl. 130 RS d.A) – nur mittelbare Besitzerin war. Der Senat hat keinen Zweifel daran, dass es sich bei der Fa. „Z. – … GmbH i. G.“ (Leasingvertrag, Anlage SK01) und der Fa. Z. GmbH aufgrund des nahezu gleichlautenden Firmennamens und der identischen Firmenanschrift (… Str. …, … Nürnberg) um ein und dieselbe Firma handelt; zudem handelte der Zeuge D. für die Vorgesellschaft (s. Leasingvertrag) und war Geschäftsführer der Fa. Z. GmbH (notarielle Urkunde vom 05.01.2021, URNr. … der Notarin …, Anlage SK06).

Es ist anerkannt, dass die Vorschrift auch im Rahmen von Haftpflichttatbeständen außerhalb des BGB (z.B. den §§ 7, 18 StVG) Anwendung findet, soweit diese eine abschließende Sonderregelung enthalten (Saarländisches Oberlandesgericht Saarbrücken, a.a.O., Rn. 74; Staudinger/Vieweg/Lorz, a.a.O., Rn. 5).

b) Maßstab der Bösgläubigkeit ist derselbe wie in § 932 Abs. 2 BGB. Der Ausschluss der befreienden Wirkung greift also bei Kenntnis oder grob fahrlässiger Unkenntnis (Staudinger/Vieweg/Lorz, a.a.O., Rn. 9, m.w.N.; MüKoBGB/Wagner, a.a.O., Rn. 6; BeckOGK/Eichelberger, a.a.O., Rn. 28, m.w.N.). Dem Ersatzpflichtigen ist das Recht des Dritten infolge grober Fahrlässigkeit dann unbekannt geblieben, wenn er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in ungewöhnlich hohem Maße verletzt und dasjenige nicht beachtet hat, was im gegebenen Fall jedem hätte einleuchten müssen (BGH, Urteil vom 13.04.1994 – II ZR 196/93, juris Rn. 16; BGH, Urteil vom 11.05.1953 – IV ZR 170/52, juris Rn. 9, m.w.N.).

Der gute Glaube muss im Zeitpunkt der Leistung vorliegen; die spätere Erlangung der Kenntnis von der Nichtberechtigung des Empfängers schadet nicht (MüKoBGB/Wagner, a.a.O., Rn. 6, m.w.N.; vgl. auch Staudinger/Vieweg/Lorz, a.a.O., Rn. 11; BeckOGK/Eichelberger, a.a.O., Rn. 31, m.w.N.)."

vgl. OLG Nürnberg, Endurteil v. 11.06.2024 – 14 U 203/23 (externer Link)


 Rn.  9-84